In Óviolúlye gibt es so gut wie keine Bauern - nur ein paar Öko-Freaks bauen sich ihr Gemüse selber an. Ansonsten funktioniert die gesamte Ernährungswirtschaft des Landes auf Magiebasis.
An dieser Stelle müssen zunächst noch ein paar Worte über die Eigenschaften der óviolúlyischen Magie und über den Anti-Böser-Herrscher-Bann verloren werden:
Im Prinzip ist mit der Magie Óviolúlyes so gut wie alles machbar. Aber da für jeden Zauber ein Ritual oder zumindest ein mehr oder weniger mächtiges Wort nötig ist, das auch anders als sonstwo bekannt nicht funktioniert, wenn man es abliest, ist die Fähigkeit jedes Magiers je nach seiner Gehirnkapazität begrenzt. Darum werden die Magierlehrlinge in den Akademien jeweils einem bestimmten Element zugeordnet. Es gibt Feuer-, Wasser-, Luft-, Licht- und Erdmagie.
Feuermagie wird benötigt, um Feuer zu machen. Streichhölzer sind in Óviolúlye noch nicht bekannt. Feuermagier sind aber auch immer wieder gern gesehene Partygäste, wegen der Feuerwerke, die sie hervorbringen können. Außerdem sind ihre Feuerbälle, die sie erstaunlich weit schleudern können, natürlich auch wichtige Waffen. Und nicht zu vergessen ist auch ihre Feuerwehr-Funktion - wenn irgendwo ein Feuer ausbricht, ist der nächstwohnende Feuermagier für dessen Löschung verantwortlich.
Wassermagie ist natürlich vor allem in der Wüste praktisch - ein Wassermagier kann überall und zu jeder Zeit Wasser hervorbringen. Den meisten Nutzen bringen sie aber in durchaus wasserreicher Gegend. Hier können sie ohne größeren Aufwand Bachläufe verändern, so dass Mühlräder betrieben werden können, Feinden der Weg abgeschnitten oder der eigenen Seite der Weg freigemacht wird. Das größte Verdienst der Wassermagier liegt aber in anderen Gebieten: sie sind für die Wasserversorgung der Großen Stadt zuständig, wo es dank ihnen fließendes Wasser in den Häusern gibt, ohne dass dafür irgendwelche Leitungen verlegt werden müssten. Auch die Abwasserversorgung fällt in ihr Ressort, und besonders dafür lassen sie sich auch gut bezahlen. Im Grunde sind sie Klempner, Kanalarbeiter und Kläranlagenbetreiber in einer Person. Nur dass sie sich für all das nicht schmutzig machen müssen.
Der zweite Wirtschaftszweig, der sich einem Wassermagier eröffnet, ist der Getränkehandel. Wassermagier können aus Wasser jedes beliebige Getränk herstellen und verkaufen. Auch hier greift natürlich die Kontrolle des Magierrates ein, damit nicht jemand den Markt mit Getränken überschwemmt.
Luftmagie ermöglicht dem Magier, Wind zu erzeugen - wichtig für Windmühlen, außerdem kann in geringem Umfang das Wetter beeinflusst werden, indem man beispielsweise einem herannahenden Regengebiet einen kräftigen Wind entgegenschickt und es so anderswo zum Abregnen bringt.
Da die Magie Óviolúlyes zu einem großen Teil in der Luft herumschwirrt, ist die Luftmagie auch die stärkste. Mit ihrer Hilfe lassen sich Gegenstände aller Art herstellen - Luftmagier unterstehen darum besonders strenger wirtschaftlicher Kontrolle.
Lichtmagie wird - wie könnte es anders sein - hauptsächlich für die Beleuchtung von Straßen und Häusern benötigt. Lichtmagier können mittels der kleinen verschiedenfarbigen Lichtbälle, die sie in ihren Händen erzeugen, jede noch so dunkle Ecke ausleuchten. Die Bälle werden ebenfalls an die nichtmagische Bevölkerung verkauft. Außerdem ist Lichtmagie beinahe noch beliebter auf Parties, denn wenn sie so mit ihren Lichtbällen jonglieren, ist das schon sehr hübsch.
Ach ja, nicht zu vergessen - ohne Lichtmagier und ihre Bälle wäre der beliebteste Sport Óviolúlyes, das Tyhúnyá- oder Lichtball-Spiel, nicht möglich. Aus diesem Grund ist die Lichtmagie denn auch trotz ihrer geringen Bandbreite ein einträglicher Magiezweig.
Erdmagie nun ist die Magieform, die die Ernährung des Landes sichert. Nur mit ihrer Hilfe können natürliche und naturidentische Pflanzen- und Tierprodukte hergestellt werden, die dann an die Bevölkerung verkauft werden. Ach ja - lebende Tiere oder Pflanzen können auch Erdmagier nicht produzieren, das ist die einzige Einschränkung der óviolúlyischen Magie. Ein lebendes Huhn ist also nicht drin, sehr wohl aber Brathähnchen, Frikassee und Unmengen Schenkel mit knuspriger Haut. Im Grunde ernähren sich die Óviolúlyer fast alle von Fertignahrung. Man bestellt beim nächsten Erdmagier und lässt sich die Mahlzeiten direkt auf den Tisch zaubern.
Wie funktioniert das insgesamt, wirtschaftlich gesehen?
Eine gewisse regelnde Kraft, die verhindert, dass ein Magier allzu viel zaubert, ist neben der Kontrolle durch den Magierrat, dass es ihn durchaus anstrengt, die Magieströme anzuzapfen, selbst wenn er nicht die Schluckauf-Menge überschreitet (danach noch mehr, weil der Schluckauf das Aussprechen von Sprüchen natürlich erschwert). Magier arbeiten darum immer in Schichten.
Warum sie überhaupt arbeiten und sich für die Nicht-Magiebegabten den A... aufreißen? Nun, manchmal fragen sie sich das auch.
Meist aber wird ihnen, wenn sie versuchen zu faulenzen oder zu streiken, der Grund schnell wieder klar: Ein Magier ist nämlich auf seine Nachbarschaft angewiesen - er selber ist so mit Magie angefüllt, dass er alleine weder essen noch trinken kann. Sein Körper macht ihm diese Bedürfnisse, genauso wie die umgekehrten, einfach nicht deutlich, weil er zu sehr mit der eingefangenen Magie beschäftigt ist.
Mit der Zeit hat sich aus dieser Tatsache ein kompliziertes Gewebe von gegenseitigen Gefälligkeiten entwickelt, das die gesamte Nachbarschaft eines Magiers, je nach Wohnlage bis zu 50 Personen, in seinen Tageslauf einbezieht. Ein einzelner Helfer oder Diener könnte sich ja auf Kosten der anderen bereichern, darum ist genau festgelegt, wer wann den Magier füttert oder ihn zum Pinkeln bringt.
Das ist auch der Grund, warum Dunkle Herrscher immer ein Gefolge von Orks, Trollen und sonstigem Gesocks um sich haben - sie brauchen sie zum Überleben. Nur weil diese bösen Wesen alle ziemlich dumm sind, begreifen sie ihre Position nicht und lassen sich willig unterdrücken. Es ist bisher nur selten (elf mal in der gesamten óviolúlyischen Geschichte, um genau zu sein) einem Magier geglückt, in seinen Machtbestrebungen seine menschliche Nachbarschaft auf seine Seite zu ziehen. Irgendwer findet bei solchen Gelegenheiten nämlich dann doch meist die Chance verlockender, ins Heldenbusiness einzusteigen.
Der Versuch, aus diesem Geflecht auszubrechen - das ja durchaus dazu geeignet scheint, dem Magier auf der Nase herumzutanzen -, indem man die Gründung der M.A.G. (Magie-Anwender-Gewerkschaft) beschloss, die die Rechte von Magiern gegenüber dreist werdenden Nachbarschaften durchsetzen sollte, scheiterte bis jetzt an der außerordentlich geringen sozialen Kompetenz der Magier untereinander (will heißen: Die sind alle so arrogant, dass sie sich in den 121 Prophs seit dem Gründungsbeschluss nicht mal auf die Sitzordnung der zukünftigen Gewerkschaftsratsmitglieder, geschweige denn auf eine Satzung oder gar einen Gewerkschaftsführer einigen konnten. Bisher geht es noch um die Tischdekoration).
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